Blog rund um unser Lieblingsthema - Medizin

Wie werde ich Heilpraktiker*in und was gehört eigentlich alles dazu?

Vielleicht kennst du das auch? Du hast schon über viele verschiedene Ecken etwas über den Beruf „Heilpraktiker“ gehört, weißt aber eigentlich immer noch nicht so wirklich WAS es damit auf sich hat? Vielleicht würdest du auch selber gerne Heilpraktiker oder Heilpraktikerin werden, weißt aber gar nicht, WELCHE SCHRITTE du dafür gehen musst und die Informationsflut überfordert dich?

💡Kein Problem: Dann lies diesen Blogartikel

Ganz ehrlich, wenn du „Heilpraktiker werden“ googelst, tauchen unzählige verschiedenen Websites auf – es werden dir gefühlt 100 Ausbildungen angeboten zum Teil mit Werbeslogans wie ⬇️:

„Ausbildung und Prüfung zu 100% online!“ ❌
„In 10 Tagen zum Heilpraktiker“ ❌
„Nur XY€ für die GESAMTE Ausbildung inkl. hochwertiges Zertifikat“ ❌
„Günstig & schnell in die eigene Praxis!“ ❌

HILFE, da klappen sich mir die Zehnnägel hoch.😳 Erstens sind das Werbesprüche, die HPAs „anlocken“ sollen, OHNE ihnen wirklich zu erklären, worum es geht und zweites ganz ehrlich… da fragen wir (Heilpraktiker*innen) uns noch, warum unser Berufsbild hin und wieder ins Fadenkreuz gerät?… 😂

Denn NEIN, du kannst nicht innerhalb von 10 Tagen einfach mal so Heilpraktiker werden, auch die Prüfungen findet NICHT online statt, sondern vor Ort bei deinem jeweiligen Gesundheitsamt und NEIN, das Ziel sollte es auch niemals sein „günstig und schnell“ in die eigene Praxis zu starten. Denn wir haben als Heilpraktiker*innen UNGLAUBLICH viel Verantwortung. Und dieser Verantwortung müssen wir mit einer guten Ausbildung und viel Wissen gerecht werden.

💡Alle Informationen die du in diesem Blogartikel findest, beziehen sich auf den „großen Heilpraktiker“, also auf die unbeschränkte Heilpraktikererlaubnis. Davon differenzieren muss man die sektorale Heilpraktikererlaubnis beschränkt auf Psychotherapie (HPP) und die sektorale Heilpraktikererlaubnis nur für Physiotherapeuten.

Also lass uns einmal von vorne beginnen:

1️⃣ Wer darf sich überhaupt Heilpraktiker*in nennen?

Die Berufsbezeichnung Heilpraktiker*in wird einem nur erteilt, wenn man die amtsärztlichen Prüfungen beim Gesundheitsamt bestanden hat. Es handelt sich hierbei um eine umfangreiche schriftliche und eine mündliche Prüfung, die einem von Amtsärzten und Heilpraktiker-Beisitzern abgenommen wird.

2️⃣ Aber was ist ein Heilpraktiker eigentlich? Und was darf er?

Hier hält sich hartnäckig noch der Irrglaube in den Köpfen der Menschen, dass Heilpraktiker quasi einfach „nur“ Homöopathen sind. Das stimmt nicht. Heilpraktiker KÖNNEN Homöopathen sein, aber eben auch Osteopathen, Therapeutinnen für Frauenheilkunde, TCM-Therapeuten, Phytotherapeuten (etc.)

💡 Das bedeutet also, um eine Therapieform in Deutschland anwenden zu dürfen, die unter Naturheilkunde fällt, musst du Heilpraktiker*in oder Ärzt*in sein. Sobald du therapeutisch arbeiten möchtest und kein/keine Ärzt*in bist, benötigst du die Heilpraktikererlaubnis.

Beispiele für naturheilkundliche Therapien sind z.B. Ernährungstherapie, Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), Osteopathie, Ausleitende Verfahren, Frauenheilkunde, Phytotherapie (Pflanzentherapie), Homöopathie, Hydrotherapie, Bioresonanztherapie, Darmtherapie, Blutegeltherapie, Aromatherapie, Ayurveda (etc.)

Wir haben in unserem Job eine unglaublich vielfältige Auswahl an Verfahren, in denen wir uns ausbilden lassen können. Und hier ist es wichtig zu erwähnen, dass du als Heilpraktiker*in nur Verfahren und Therapieformen anwenden darfst, die du auch sicher beherrscht. Warum? Weil wir eine Sorgfaltspflicht haben, die ganz oben bei jedem Therapeut und jeder Therapeutin in seiner/ihrer Arbeit verankert stehen sollte! Außerdem haben wir viele Gesetze, die uns in der Arbeit mit z.B. Infektionskrankheiten einschätzen (und das zu Recht ✌️)

Beispiel: Ich z.B. bin auf Craniosacraltherapie, Akupunktur und Frauenheilkunde spezialisiert. Meine Kollegin aber auf Kinderosteopathie und Phytotherapie. Wieder ein anderer Kollege ist auf Schmerztherapie und Männerheilkunde spezialisiert … Was wir alle gemeinsam haben? Wir sind alles Heilpraktiker*innen. 🤓💡

Aber jetzt kommen wir leider auch zum Problem, bzw. zu dem Punkt, weshalb dieser tolle und umfangreiche Beruf des Heilpraktikers häufig in der Kritik steht. Erstens musst du, um dich beim Gesundheitsamt zur Heilpraktikerprüfung anzumelden, keine staatlich geregelte Ausbildung nachweisen. Was hier aber gerne vergessen wird ist, dass genau aus diesem Grund die Durchfallquote jedes Jahr bei ca. 80-90% liegt. Es gehört nämlich unglaublich viel Wissen und im Durchschnitt eine 2,5 bis 3 Jährige Ausbildung dazu, sicher zur Heilpraktikerprüfung antreten zu können. Es ist aber eben (noch) kein MUSS.

Und zweitens gibt es natürlich, wie in JEDEM anderen Beruf auch, Menschen die ihrer Verantwortung leider nicht gerecht werden bzw. ihren Beruf nicht genügend verantwortungsvoll ausüben. Passiert das uns Heilpraktikern, (was übrigens ein unglaublich geringer mini Anteil ist), ist es natürlich ein gefundenes Fressen. Genau aus diesem Grund setze ich mich seit Jahren für eine sehr gute medizinische Grundausbildung von Heilpraktikern ein! Denn es ist ein unglaublich toller Job, der die Gesundheit von viele Millionen Menschen in Deutschland unterstützt und häufig unterschätzt wird. 🙌

3️⃣ Wie sieht eine gute Ausbildung aus und worauf sollte der Fokus liegen?

Eine gute Ausbildung legt den Wert auf die Qualität der Wissensvermittlung. Das bedeutet auch, immer auf dem neusten Stand zu sein und immer neue Erkenntnisse aus der Medizin miteinzubeziehen. Neben dem Fokus auf einen umfangreichen und breiten Wissensschatz, sollte die Ausbildung auch den Fokus auf die amtsärztliche Überprüfung legen. Ich würde dir immer auch mit medizinischen Vorwissen empfehlen, wie z.B. mit Wissen aus der Pflege, MTA, Physiotherapie/Osteopathie etc., 2 Jahre bis zum Prüfungsantritt einzuplanen. Der Umfang an Stoff ist in der HP-Ausbildung sonst kaum nachhaltig zu schaffen. Wie oben schon erwähnt, liest man ab und an Werbeanzeigen mit „In XY Wochen zum HP“ – Leider habe ich schon von einigen Schüler*innen von uns mitbekommen, dass sie sich von so einer Anzeige in die Irre haben treiben lassen und dadurch nicht nur Geld verloren haben, sondern auch ihre Motivation und Hoffnung.

Mein Tipp: Schau bitte immer WIE REALISTISCH eine Ausbildung mit Inhalt und zeitlichem Rahmen klingt und vergleiche unbedingt mehrere Schulen miteinander. Überlege außerdem was genau du suchst! Hast du vielleicht schon eine HP-Ausbildung absolviert, bist aber nie zur Prüfung angetreten und suchst nochmal nach einem Refresher? Welche Vorerfahrungen bringst du mit? Wie viel Zeit hast du neben Arbeit und Familie in den nächsten Monate/Jahre zu lernen? Wie flexibel muss eine Ausbildung für dich sein? Suchst du eher nach einer Präsenzschule oder Fernschule? 

  1. Allgemein Krankheitslehre
  2. Zellen Basics
  3. Dermatologie
  4. Sinnesorgane
  5. Stoffwechsel & Ernährung
  6. GIT (Gastrointestinaltrakt) 
  7. Leber/Galle/ Pankreas
  8. Respirationstrakt
  9. Geschlechtsorgane / Schwangerschaft
  10. Urologie
  11. Herz/Kreislauf und Blutgefäße
  12. Hämatologie und Lymphatisches System
  13. Endokrinologie
  14. Bewegungsapparat
  15. Neurologie
  16. Psychiatrie
  17. Notfälle
  18. Pharmakologie
  19. Gesetzeskunde
  20. Hygiene
  21. körperliche Untersuchung + Injektionen
  22. Infektionslehre & Infektionskrankheiten
  23. Naturheilkunde
  24. Labor

Das sind alles Fragen, die du vorab für dich beantwortet solltest, bevor du dich auf Schulsuche begibst. 
Alle Infos zu unserem Ausbildungskurs findest du hier: https://natuerlich-elli.de/ausbildungskurs_hp/

4️⃣ Wie sieht die Prüfung in Deutschland aus? 

Es kursieren so viele Horror-Geschichten zur Heilpraktikerprüfung und ganz besonders zur mündlichen Prüfung. Da möchte ich dir aber erstmal ein bisschen die Angst nehmen: Alle Geschichten, die du im Internet liest oder dir andere erzählen, beinhalten IMMER nur eine Seite der Geschichte. Damit will ich nicht sagen, dass es nicht wenige Fälle gibt, die subjektiv betrachten unfair ablaufen… ABER das ist nicht die Regel! 

Vielleicht geht es dir auch so wie vielen anderen HPAs: Der Bammel vor der mündlichen Prüfung ist extrem groß? Das Problem hierbei ist allerdings, dass man vor der ganzen „mündlichen Prüfungsangst „, den wirklichen „Start“ der Prüfung vergisst: Nämlich die schriftliche Prüfung. 

Schriftliche Prüfung ✍️

In der schriftlichen Prüfung erwarten dich 60 Multiple Choice Fragen. Die Fragen können JEDES Themengebiet deiner Ausbildung umfassen. Die Prüfung findet immer 2x im Jahr (3. Mittwoch im März – 2. Mittwoch im Oktober) statt. In welchem Gesundheitsamt du geprüft wirst, ist abhängig von deinem Wohnort/bzw. Arbeitsort. Wenn du unsicher bist, ruf einfach mal bei deinem Gesundheitsamt an oder schreibe eine Mail und frage nach! 

Mündliche Prüfung 🗣

Hast du die schriftliche Prüfung geschafft (mindestens 45 Fragen von 60 richtig), wartet die mündliche Prüfung auf dich. Ich weiß, dich graust es bestimmt bereits jetzt, wenn du an deine mündliche Prüfung denkst! Jetzt sage ich dir etwas, was dir bestimmt schon viele Menschen gesagt haben, du es aber nie hören wolltest: DAS MUSST DU NICHT! 

ABER: Auch ich war in meinem Leben noch nie so aufgeregt und nervös, wie vor der mündlichen HP-Prüfung. 

Im Nachhinein frage ich mich allerdings: WARUM EIGENTLICH? Natürlich, du wirst von AmtsärztInnen und HeilpraktikerInnen geprüft und musst „abliefern“. Aber jeder/jede PrüferIn weiß, wie du dich fühlst und wie aufgeregt man in so einer Situation ist. Gehe immer davon aus, dass dir die PrüferInnen wohlgesonnen sind: Sie wollen dir nichts Böses! Die mündliche HP-Prüfung dauert in der Regel zwischen 20-60 Minuten.

Good to know: Je nach Bundesland sitzen dir 2-4 ÄrztInnen und HeilprakterInnen gegenüber. In einigen Bundesländern darf jeder der Anwesenden Fragen stellen und dich prüfen, in anderen fragt ausschließlich der/die AmtsärztIn. Es kann sowohl vorkommen, dass du einzeln geprüft wirst, als auch mit 2-3 anderen Heilpraktikeranwärter*innen im Prüfungsraum bist. 

💡Tipp: Melde dich unbedingt früh beim Gesundheitsamt an! Aktuell liegen die Wartezeiten in einigen Bundesländern bei bis zu 2 Jahren. Es ist also wichtig und macht durchaus Sinn, wenn du dich frühzeitig über die aktuelle Wartezeit in deinem Bundesland informierst. Bei welchem Gesundheitsamt du dich anmelden musst ist abhängig von deinem Wohnort (bzw. deiner Meldeadresse). 

5️⃣ Wie sind die Berufsaussichten? 

Ich sehe sehr großes Potential für meinen Traumberuf. 🥰 Nach einer Umfrage des BDH aus 2017 gingen damals bereits ca. 128.000 Personen deutschlandweit zum Heilpraktiker, dass waren knapp 46. Millionen Patientenkontakte im Jahr (Link zur Umfrage). Die Zahl dürfte gerade in den letzten Jahren noch weiter gestiegen sein. Viele Kollegen und auch ich selbst merken, wie stark die Nachfrage wächst. Ziel für mich als Heilpraktikerin ist es, das Gesundheitssystem zu unterstützen und begleitend zu ärztlichen Behandlungen zu therapieren. Denn für mich gibt es nicht entweder das Eine ODER das Andere – Die Kombination machts! 😎 

Wie erfolgreich du natürlich als Therapeutin oder Therapeut wirst, liegt aber natürlich ganz allein in deiner Hand. Wie gut bist du ausgebildet? Was bietest du an? Wie erreichst du potentielle Patient*innen etc. Natürlich musst du dich aber als Heilpraktiker*in nicht direkt selbstständig machen, hier gibt es unterschiedliche Alternativen. Es ist aber die Realität, dass die meisten Heilpraktiker*innen das Ziel haben, später in eigener Praxis tätig zu sein.

Hier findest du alle Informationen zu unserem Ausbildungskurs: Heilpraktikerwissen ⬇️

Hi, ich bin Elli!

Heilpraktikerin und Gründerin von „Natürlich Elli“.

Medizin hat mich schon immer fasziniert und nach meinem Psychologiestudium war mir klar: Ich will mehr! Also begab ich mich 2016 auf den Weg zur Heilpraktikerin, habe meinen Traumberuf gefunden und möchte DICH dabei unterstützen, dein Ziel ebenfalls zu erreichen.

Mach dich bereit und tauche ein in die Welt rund um Medizin und die Heilpraktikerausbildung.