Sauerstoff rettet Leben – das ist unbestritten. Aber bei COPD-Patient:innen kann eine falsch dosierte Sauerstoffgabe gefährlich sein. ❗ Warum? Weil sie anders atmen als gesunde Menschen! Eine zu hohe Sauerstoffzufuhr kann zu einer CO₂-Narkose führen und die Patient:innen in eine lebensbedrohliche Lage bringen.
Lass uns genau anschauen, warum das passiert, wie die richtige Sauerstofftherapie aussieht und worauf du unbedingt achten musst!
🫁 Wie funktioniert die Atmung bei gesunden Menschen?
Normalerweise wird unsere Atmung durch den CO₂-Gehalt im Blut gesteuert. Wenn der CO₂-Wert steigt, bekommt unser Gehirn das Signal: „Atme mehr!“, um das überschüssige CO₂ loszuwerden.
CO₂ ist also der Hauptantrieb für unsere Atmung!
Aber genau dieser Mechanismus funktioniert bei COPD-Patient:innen nicht mehr richtig.
🩺 Warum funktioniert die Atmung bei COPD-Patient:innen anders?
COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) führt zu einer dauerhaften Schädigung der Lunge. Dabei kommt es zu:
✅ Verengung der Atemwege → Erschwert das Ausatmen.
✅ Überblähung der Lunge (Emphysem) → Erschwert den Gasaustausch.
✅ Chronisch erhöhte CO₂-Werte (Hyperkapnie) → Der Körper gewöhnt sich daran.
Das Problem:
Durch die dauerhaft hohen CO₂-Werte reagiert das Atemzentrum nicht mehr zuverlässig auf CO₂-Anstieg. ➡️ Der Körper nutzt stattdessen den Sauerstoffmangel als Hauptantrieb für die Atmung – den hypoxischen Atemantrieb.
⚠️ Was passiert, wenn COPD-Patient:innen zu viel Sauerstoff bekommen?
🚨 Wird plötzlich zu viel Sauerstoff gegeben, fällt der Atemreiz weg – der Patient atmet langsamer oder hört ganz auf zu atmen!
Das nennt man CO₂-Narkose:
❗ CO₂ steigt unkontrolliert an → Patient wird schläfrig.
❗ Atemfrequenz sinkt → Gefahr der Atemdepression.
❗ CO₂-Werte werden toxisch → Patient kann das Bewusstsein verlieren.
❗ Es droht eine respiratorische Azidose – eine lebensbedrohliche Übersäuerung des Blutes.
Zusätzliche Gefahr: Bei manchen COPD-Patient:innen kann Sauerstoff außerdem zu einer erhöhten Lungendurchblutung führen. Dadurch wird das ohnehin schlechte Verhältnis von Durchblutung und Belüftung in der Lunge weiter gestört → die Sauerstoffaufnahme wird paradoxerweise schlechter!
📍 Fallbeispiel: Warum die richtige Sauerstoffgabe so wichtig ist
Ein 72-jähriger COPD-Patient kommt mit Atemnot in die Praxis.
Sauerstoffsättigung: 86 %
Atemfrequenz: 26 Atemzüge pro Minute
👉 Reaktion: Eine Pflegekraft gibt ihm 6 Liter Sauerstoff über eine Nasenbrille.
🚨 Folge: Nach 10 Minuten wirkt der Patient schläfrig, atmet langsamer – und kollabiert plötzlich!
Was ist passiert?
Die Sauerstoffgabe war zu hoch → Der hypoxische Atemantrieb fiel weg → Atemdepression → CO₂-Narkose!
✅ Wie hätte man es richtig gemacht?
- Ziel-Sauerstoffsättigung beachten: 88–92 %
- Sauerstoff langsam anpassen, nicht reflexartig hochdosieren!
- Atemfrequenz und Bewusstsein laufend kontrollieren!
- Blutgasanalyse (BGA) durchführen
✅ Die richtige Sauerstofftherapie bei COPD
Damit genau das nicht passiert, gelten spezielle Empfehlungen für die Sauerstoffgabe bei COPD:
✅ Ziel-Sauerstoffsättigung: 88–92 % (nicht über 94 %!)
✅ Sauerstoffgabe langsam titrieren – nicht abrupt hohe Dosen verabreichen!
✅ Atemfrequenz & Bewusstsein überwachen – wird der Patient schläfrig? Gefahr!
✅ Bei schwerer Hyperkapnie: Blutgasanalyse (BGA) durchführen!
✅ Langfristig: Langzeit-Sauerstofftherapie nur nach genauer Indikation!
Sonderfall Notfall:
Wenn ein COPD-Patient mit akuter Atemnot kommt, darf Sauerstoff natürlich nicht komplett zurückgehalten werden – aber es muss vorsichtig dosiert und unter engmaschiger Kontrolle gegeben werden.
🎯 Fazit: Sauerstoff hilft – aber nur richtig dosiert!
COPD-Patient:innen haben eine veränderte Atemregulation, und das muss bei der Sauerstofftherapie unbedingt beachtet werden. Zu viel Sauerstoff kann lebensgefährlich sein, weil er den Atemantrieb unterdrückt!
👉 Wichtigste Regeln:
- Nie unkontrolliert Sauerstoff geben!
- Ziel-Sauerstoffsättigung 88–92 %
- Atmung und Bewusstsein überwachen!
- Keine reflexartige Hochdosierung
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